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Ist das LDL-Cholesterin genetisch bedingt erhöht, sprechen Mediziner*innen von einer familiären Hypercholesterinämie. Erfahren Sie mehr über die Fettstoffwechselstörung und mögliche Ursachen.

Die familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine Fettstoffwechselstörung, bei der die LDL-Cholesterinwerte im Blut von Geburt an erblich bedingt erhöht sind.1 Hierzulande leben mehr als 270.000 Menschen mit dieser angeborenen Hypercholesterinämie.2 Männer und Frauen sind ähnlich oft betroffen.3 Die Erkrankung gehört zu den häufigsten genetischen Störungen.4 In den meisten europäischen Ländern wird die Fettstoffwechselstörung aber nur in schätzungsweise 15 Prozent der Fälle diagnostiziert.1,5 Der Grund: Viele Betroffene bemerken die familiäre Hypercholesterinämie zunächst nicht, weil sie häufig keine Symptome verursacht. Die Erkrankung wird in der Folge oft nicht behandelt – mit gefährlichen Konsequenzen.

Gefahr von Folgeerkrankungen

Für nicht diagnostizierte Personen ist die familiäre Hypercholesterinämie gefährlich, weil sie unbehandelt das Risiko für Atherosklerose und koronare Herzerkrankungen erhöht. Betroffene Frauen können schon vor dem 60. Lebensjahr, Männer bereits vor dem 55. Lebensjahr derartige Herz-Kreislauf-Erkrankungen erleiden.5 Der Grund: Zu viel LDL-Cholesterin im Blut begünstigt die Entstehung einer Atherosklerose. Sie kann Gefäßverengungen und -verschlüsse verursachen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) auslösen.

Untersuchungen belegen: Je länger Betroffene mit stark erhöhten LDL-Cholesterinwerten leben, desto stärker steigt das Risiko für das Auftreten einer koronaren Herzerkrankung.6 Zu möglichen Symptomen der familiären Hypercholesterinämie zählen knotenförmige Fettablagerungen in der Haut, die häufig an der Achillessehne auftreten.1 Zudem können Betroffene einen weißlichen Ring in der Hornhaut beider Augen zeigen.7

Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Therapie kann bei Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie das Risiko einer Atherosklerose auf das Niveau der Allgemeinbevölkerung senken.1 Aus diesem Grund sind regelmäßige ärztliche Check-ups wichtig.

Das Bild zeigt Vater und Sohn am Strand spazieren
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Ursachen der familiären Hypercholesterinämie

Ursache der erhöhten Cholesterinwerte sind verschiedene Gendefekte. Die familiäre Hypercholesterinämie ist damit eine erblich bedingte Erkrankung. Verantwortlich können verschiedene Mutationen sein, also dauerhafte und vererbbare Veränderungen der genetischen Information des Organismus. Betroffen sind in der Regel das LDL-Rezeptor-, das Apolipoprotein-B-100- und das PCSK9-Gen.6,8 Wir erläutern die verschiedenen genetischen Veränderungen.

Mutation im LDL-Rezeptor-Gen

In 85 bis 90 Prozent der Fälle ist die Ursache der familiären Hypercholesterinämie eine Mutation im Gen des LDL-Rezeptors (kurz: LDL-R).1 LDL-Rezeptoren sitzen auf Zellen der Leber und haben im menschlichen Körper die Aufgabe, LDL-Cholesterin aus dem Blut aufzunehmen. Ein Gendefekt im LDL-Rezeptor-Gen führt jedoch dazu, dass weniger funktionsfähige LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen vorhanden sind. In der Folge steigt der LDL-Cholesterinspiegel im Blut um das Zwei- bis Dreifache.9Es kommt unter anderem zur krankhaften Einlagerung von Fetten in die Wand der Blutgefäße, und eine Atherosklerose entsteht.

Mutation im Apolipoprotein-B-100-Gen

Auch genetische Defekte des Apolipoprotein-B-100-Gens können Ursache der Fettstoffwechselstörung familiäre Hypercholesterinämie sein. Apolipoprotein B sorgt im gesunden Zustand dafür, dass LDL-Cholesterin aus dem Blut an LDL-Rezeptoren der Leberzellen binden kann: Das LDL-Cholesterin wird in die Leberzellen aufgenommen und abgebaut, und der Rezeptor kehrt an die Zelloberfläche zurück. Durch die Mutation im Apolipoprotein-B-100-Gen ist die Bindung zwischen LDL-Cholesterin und LDL-Rezeptor jedoch gestört: Das LDL-Cholesterin kann nicht mehr so stark an den Rezeptor binden und wird damit langsamer aus dem Blut entfernt.10 Das hat einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel zur Folge.

Mutation im PCSK9-Gen

Bei dieser Mutation verursachen genetische Veränderungen im Gen Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (kurz: PCSK9-Gen) die familiäre Hypercholesterinämie. Diese genetische Veränderung ist eine seltene Ursache der Fettstoffwechselstörung. Das Enzym PCSK9 ist dafür verantwortlich, dass LDL-Rezeptoren abgebaut werden, nachdem sie LDL-Cholesterin gebunden haben. Das Enzym sorgt in der Folge dafür, dass weniger LDL-Rezeptoren an der Oberfläche der Leberzellen zur Verfügung stehen: Es kann weniger LDL-Cholesterin gebunden werden, der LDL-Cholesterinwert im Blut steigt. Eine Mutation am PCSK9-Gen kann die Aktivität des Enzyms erhöhen und zu einem verstärkten Abbau der LDL-Rezeptoren und somit zu einem erhöhten LDL-Cholesterinspiegel führen.8 

Alle oben genannten genetischen Ursachen werden autosomal dominant vererbt.11 Das bedeutet, dass schon ein verändertes Gen, das von einem der beiden Elternteil vererbt wurde, ausreicht, um an einer familiären Hypercholesterinämie zu erkranken. Betroffene vererben das veränderte Gen in 50 Prozent der Fälle an einen Nachkommen. Das Krankheitsbild unterscheidet sich bei diesen drei bekannten Ursachen nicht.

Wichtig: Bei Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie hilft ein Gentest, um die ursächliche genetische Mutation zu identifizieren und die Diagnose zu bestätigen.12 Ihr Behandlungsteam berät Sie dazu.

Familiäre Hypercholesterinämie: Heterozygote und homozygote Form

Je nach Art der Vererbung werden bei der familiären Hypercholesterinämie zwei Formen unterschieden.

1. Bei der heterozygoten Form der familiären Hypercholesterinämie vererbt nur ein Elternteil die Genmutation weiter. Bei den meisten Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie ist ein Gen betroffen. Die heterozygote Form tritt bei einer von 200 bis 250 Personen auf und betrifft in Deutschland Schätzungen zufolge bis zu 426.000 Menschen.12,13#. Das kardiovaskuläre Risiko ist bei Betroffenen zehnfach erhöht.12,13 Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine koronare Herzerkrankung können bei Männern schon vor dem 55. Lebensjahr und bei Frauen vor dem 60. Lebensjahr auftreten.13

2. Bei Betroffenen mit der homozygoten Hypercholesterinämie wurde das defekte Gen von beiden Eltern weitergegeben. Die homozygote familiäre Hypercholesterinämie ist sehr selten und tritt bei einer Million Geburten durchschnittlich nur einmal auf.14 In Deutschland sind vermutlich 83 Menschen von der homozygoten Form betroffen.12,13#. Der LDL-Cholesterinwert der Betroffenen ist sehr stark erhöht. Unbehandelt können sie schon vor dem 20. Lebensjahr an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken – sogar im Kindesalter.9 Bereits in frühester Kindheit sind tödliche Herzinfarkte möglich.1

Grafik mit der Überschrift „Heterozygote FH“. Sie zeigt, wie die familiäre Hypercholesterinämie vererbt wird. Die familiäre Hypercholesterinämie wird meist nur von einem Elternteil und dominant vererbt, sodass 50 Prozent der Kinder eines betroffenen Elternteils Träger dieser Fettstoffwechselstörung sind.
Novartis

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken

Wurde eine familiäre Hypercholesterinämie diagnostiziert, stehen verschiedene Therapieoptionen von Tabletten bis zur Blutwäsche, auch Apherese genannt, zur Verfügung. Grundsätzlich gilt, dass Betroffene mit familiärer Hypercholesterinämie ihren LDL-Cholesterinspiegel senken müssen und andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Blick behalten sollten. Denn: Neben hohen LDL-Cholesterin- und Lipoprotein(a)-Werten begünstigen auch Tabakkonsum und Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht atherosklerotisch bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen.15

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Quellen

1. Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung. https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
2. Neues Aufklärungsposter zum Thema „Familiäre Hypercholesterinämie. https://www.dach-praevention.eu/wissenschaftlicher-beitrag/neues-aufklaerungsposter-zum-thema-familiaere-hypercholesterinaemie/, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
3. Prevalence of Familial Hypercholesterolemia in the 1999 to 2012 United States National Health and Nutrition Examination Surveys (NHANES). https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26976914/, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
4. Lipoprotein metabolism in familial hypercholesterolemia. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022227521000444, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
5. Familiäre Hypercholesterinämie in Deutschland. ka0215 363..369 (thieme-connect.de), zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
6. Familial Hypercholesterolemia. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK556009/, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
7. Hohes Cholesterin: Was tun? https://herzstiftung.de/system/files?file=2020-07/Cholesterin.pdf, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
8. Mutations in PCSK9 cause autosomal dominant hypercholesterolemia., https://bio.as.uky.edu/sites/default/files/Mutations%20in%20PCSK9.pdf, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
9. Familiäre Hypercholesterinämie – Diagnose und Therapie. https://zlmsg.ch/wp-content/uploads/2019/02/2018_Familiaere_Hypercholesterinaemie_-_Diagnose_und_Therapie.pdf, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
10. Familiäre Hypercholesterinämie. https://www.nature.com/articles/nrdp201794, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
11. Hypercholesterolemia. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK459188/, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
12. 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS). https://academic.oup.com/eurheartj/article/41/1/111/5556353, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
13. Familial hypercholesterolaemia is underdiagnosed and undertreated in the general population: guidance for clinicians to prevent coronary heart disease: Consensus Statement of the European Atherosclerosis Society. https://academic.oup.com/eurheartj/article/34/45/3478/435928, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
14. Was ist Familiäre Hypercholesterinämie? https://cholco.org/familiaere-hypercholesterinaemie/was-ist-fh/, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.
15. Low-density lipoproteins cause atherosclerotic cardiovascular disease. 1. Evidence from genetic, epidemiologic, and clinical studies. A consensus statement from the European Atherosclerosis Society Consensus Panel. https://academic.oup.com/eurheartj/article/38/32/2459/3745109, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.

# Berechnung basierend auf 83,17 Millionen Einwohnern (2019), https://de.statista.com/statistik/daten/studie/71085/umfrage/verteilung-der-einwohnerzahl-nach-bundeslaendern/, zuletzt aufgerufen am 12.07.2023.